Am Samstag den 05.08.2023 fand in unserer KGA bei trockenem Wetter die pflanzenschutzliche Gartenbegehung des Bezirsverbandes Treptow statt. Sein pflanzenschutzkundliches Wissen stellte uns Alain Hamm zur Verfügung. Vom Bezirk war die Gartenfachberaterin Frau Lach-Diehl anwesend. Die KGA war durch den 1. Vorsitzenden, den Kassenwart sowie durch beide Gartenfachberatende vertreten.
Die Führung begann am Vereinshaus mit mitgebrachtem Pflanzenmaterial. Die hellen runden Flecken auf einem Haselnuss-Blatt stellten sich nach Begutachtung als ein Mosaikvirus heraus, bei dem keine Bekämpfungsmaßnahmen zur Verfügung stehen. Auch wenn die Hauptzeit der Nützlinge schon vorbei ist, konnte ein Blatt mit einem „Ei am Stiel“, dem Ei der Florfliege mit der Lupe betrachtet werden. Ebenfalls mit Zuhilfenahme der Lupe wurde der Verdacht auf Tomatenrostmilbe ausgeräumt. Glück gehabt! Gleich zu Beginn des Rundgangs fiel die rostrote Stammfärbung an einem Baum am Wegesrand auf. Dieses Phänomen ist an vielen Obstbäumen der Kolonie mittlerweile schon seit vielen Jahren zu beobachten. Die Färbung wird durch eine Alge erzeugt. Sie ist nicht nur völlig harmlos sondern ein Anzeichen von sauberer Luft. Dies war nicht immer so. Ältere Gartenfreunde können sich sicher noch an die Zeiten erinnern, als das Kraftwerk Rummelsburg mit Braunkohle beheizt wurde und einen viel höheren Schadstoffausstoß erzeugte. Damals gab es von Algen keine Spur.
Bei einem Rundgang durch die Anlage sind bereits vom Weg aus interessante Phänomene und Anschaungsmaterial gesichtet worden. Drei Gartenfreundinnen konnten zudem im Vorfeld dazu gewonnen werden, ihren Gärten zu öffnen und die ca. 17-köpfige Gruppe einzulassen. Vielen Dank dafür! In einem dieser Gärten war eine absterbende rote Johannisbeere der Untersuchungsgegenstand. Diese wurde ausgewählt, nachdem der Gartenfachberatung mehrmals vom Absterben der Johannisbeersträucher berichtet wurde und in einigen der Fälle Trockenheit als Ursache sicher ausgeschlossen werden konnte. Der Pflanzenschutzexperte Herr Hamm identifizierte einen Befall mit dem Johannisbeer-Glasflügler, der Eier gerne an ältere Triebe ablegt. Die Larven bohren sich durch den Trieb und fressen im Mark. Schneidet man den befallenen Trieb ab, kann man den dunkel verfärbten Fraßgang erkennen. Ein regelmäßiger fachgerechter Schnitt verhindert die Entstehung von altem Holz und damit den Befall durch die Glasflügler. Im konkreten Fall wurde der Gartenfreundin empfohlen, die toten Triebe zu entfernen und die noch lebenden Triebe zurück zuschneiden, um den Strauch komplett neu aufzubauen. Ein ähnliches Problem, nämlich das plötzliche Absterben gesunder älterer Triebe, diesmal an der Rose, geht auf ähnliche Ursache zurück: die Übeltäterin ist eine Blattwespe, deren Larve Rosentriebbohrer genannt wird. Auch hier hilft, neben pflanzenstärkenden Maßnahmen, das Herausschneiden der befallenen Triebe und Entsorgung über den Hausmüll.
Spannend war auch die Analyse eines jungen Pflaumenbaums im nächsten Garten. Die Blätter waren verkrüppelt und der Verdacht bestand auf Blattlausbefall im Frühjahr, denn später ausgetriebene Blätter waren gesund. Bei genauer Betrachtung entpuppten sich die Fraßschädlinge jedoch als Zikaden, die man mit Gelbtafeln bekämpfen kann. Diese kamen im selben Garten bereits zum Einsatz bei einem Rhododendron gegen die Rhododendron-Zikade. Das letzte Anschauungsobjekt war ein junges Pfirsichbäumchen, bei dem nicht sicher war, ob die Blattschädigung durch Blattläuse oder die Kräuselkrankheit entstand. Die Gartenfreundin hatte schon die Überlegung, das Bäumchen wieder zu entfernen in der Annahme, dass eh nichts daraus wird. Die pflanzenschutzkundliche Begehung sollte hier eine Entscheidungshilfe liefern. Die meisten befallenen Blätter waren bereits abgefallen, jedoch konnte noch eines ausfindig gemacht werden, dass den eindeutigen Schluss auf die Kräuselkranheit zuließ. Die befallenen Blätter dürfen in Zukunft nicht auf dem Boden belassen werden sondern müssen aufgesammelt und über den Hausmüll entsorgt werden. Als einziges zugelassenes Mittel wäre Duaxo einsetzbar. Aber vielleicht helfen bei dem kleinen Baum auch Hausmittel wie Natron. Zusätzlich gab es vom Experten noch Tipps, wie man die Krone besser gestalten kann. Ein eng stehender Ast wurde entfernt und zu steile Seitenäste sollen durch das Anbringen von kleinen Gewichten gesenkt werden. So hat der kleine Baum noch eine Chance bekommen. Auf unserem Rundgang wurden noch eine Fülle weiterer bekannter aber auch weniger bekannter Beobachtungen gemacht, die hier nicht alle aufgezählt werden können verbunden mit hilfreichen Tipps und Hinweisen.
Zurück am Vereinshaus wartete eine Stärkung auf die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Rundgangs. Drei Gartenfreundinnen bereiteten belegte Brötchen, Würstchen und Getränke vor. Ihnen gilt ein besonderes Dankeschön. So konnten wir in entspannter Runde das Gesehene auswerten, Fragen an den Experten stellen und in einen Austausch mit interessierten Gartenenfreunden und -freundinnen treten. Fazit: Eine solche Veranstaltung ist spannend und informativ und selbst „Fortgeschrittene“ können hierbei noch einiges lernen. Nutzt die kostenlosen Fortbildungsangebote des Bezirks- und Landesverbandes. Ihr findet sie auf den jeweiligen Webseiten und demnächst im Aushang der Gartenfachberatung vor dem Gemeinschaftshaus.
Elisabeth Schwab
Gartenfachberaterin der KGA „Rathaus Treptow“